Klein und unscheinbar wächst die kleine Braunelle in unserem heimischen Garten oder auf wilden Wiesen. Zwischen dem Grün verteilt sie dort hübsche Farbtupfer mit ihren lilafarbenen Blüten. Die kleine Braunelle ist eine wichtige Futterpflanze für Wildbienen, Hummeln und vielen Schmetterlingsarten. Wenn sie auch eher klein ist, so ist sie ziemlich robust. Sie toleriert Tritte und Tierfraß, genauso wie den Rasenmäher. Die Braunelle überlebt und kämpft sich wieder hoch. Dennoch gehen ihre Bestände zurück. Zu häufiges Mähen lassen der Braunelle keine Gelegenheit zur Samenreife zu gelangen und durch zu häufiges Düngen wird sie von anderen Stickstoff liebenden Pflanzen zunehmend verdrängt. Deshalb wurde sie dieses Jahr von der Loki Schmidt Stiftung zur Blume des Jahres gewählt.
Steckbrief
Botanischer Name:
Prunella vulgaris
Weitere Namen:
Gewöhnliche Braunelle, Kleinblütige Braunelle, Halskraut, Brunwort, Gauchheil
Pflanzenfamilie:
Lippenblütler (Lamiaceae)
Standort:
Feuchter und humoser Boden mit halbschattigem bis sonnigem Standort; Wiesen, Wegränder, Weiden, Böschungen, Gärten
Verwendete Pflanzenteile:
Blüten, Blätter, Kraut
Sammelzeit:
April - Septemeber
Beschreibung
Standort:
Die kleine Braunelle ist in Mitteleuropa recht häufig anzutreffen. Man findet sie vom Flachland bis in gebirgige Höhenlagen von 2000 m Höhe. Besonders häufig ist sie in Gärten, Wiesen, Weiden und Wegrändern zu finden.
Sie mag feuchten Boden, kommt aber auch mit Trockenheit einige Zeit gut zurecht. Ansonsten sollte der Boden durchlässig sein und der Standort an sich halbschattig bis sonnig.
Allgemeines:
Die kleine Braunelle ist eine immergrüne, ausdauernde und krautige Pflanze. Sie kann ca. 20 cm hoch werden. Unter optimalen Bedingungen auch mal 30 cm hoch.
Die kleine Braunelle bildet ein flaches Wurzelwerk mit mehreren feinen Wurzelhaaren aus. Oberirdisch bildet sie kriechende Ausläufer aus Faserwurzeln, mit denen sie sich ebenfalls vermehren kann.
Blätter:
Die Stängel der kleinen Braunelle wachsen meistens aufrecht. Sie sind vierkantig und grün. Sie können aber auch purpurfarben bis rötlich-bräunlich überlaufen sein. Die Blätter sind gegenständig am Stängel angeordnet und sind gestielt. Sie sind vier bis fünf cm lang, wobei die unteren Blätter meist etwas länger sind, als die weiter oben. Die Blattspreite ist eiförmig bis länglich mit ganzrandigem Blattrand, der auch gewellt sein kann. Das oberste Blattpaar fängt für gewöhnlich direkt unter dem Blütenstand an.
Blüten:
Die Blütezeit der kleinen Braunelle beginnt meistens im März und geht dann bis in den September rein. In dieser Zeit werden hübsche violette Zungenblüten sichtbar. Sie bilden oberhalb des oberen Blätterpaares eine Scheinähre.
Die Blüte ist zwittrig und zygomorph. Sie ist fünfzählig und besitzt eine doppelte Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind ca. 5 - 7 mm lang und spärlich weiß behaart. Sie sind zu einem etwa 4 mm langen schmal glockenförmigen Blütenkelch verwachsen.
Die fünf Kronblätter sind meistens violett. Es kommen aber auch blaue und rote Kronblätter vor. Sie können 10 - 12 mm lang werden und sind zu einer etwa 7 mm langen Kronröhre verwachsen. Die obere Lippe ist etwas gewölbt und leicht behaart. Die Unterlippe hingegen ist halb so lang wie die Oberlippe. Sie endet dreilappig, wobei der Mittellappen etwas gezahnt ist. Jede Blüte besitzt vier Staubblätter. Zwei lange und zwei kurze. Die vorderen längeren Staubblätter tragen ca. 2 mm lange pfriemliche, dornförmige Fortsätze. Der oberständige Fruchtknoten ist vierteilig.
Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch Bienen, Hummeln und Schmetterlinge.
Früchte:
Nach der Bestäubung bildet die kleine Braunelle Klausenfrüchte aus, die in vier einzelne Klausen zerfallen. Diese sind hellbraun und glänzend, mit einer Länge von ca. 2 mm und einem Durchmesser von ca. 1 mm. Werden die Klausen feucht, bilden sie eine Schleimschicht. So bleiben sie im Fell von Tieren oder an Schuhen haften und können sich verbreiten.
Verwendung in der Küche
Die Verwendung von der kleinen Braunelle in der Küche ist nicht so bekannt. Trotzdem lässt sie sich als essbares Wildkraut prima verarbeiten. Es ist ein aromatisches Kraut, aber auch ein wenig bitter im Geschmack. Daher sollte man es sparsam verwenden.
Nutzen kann man die Blätter und die Blüten. Die Blätter lassen sich gut als Würzkraut zum Verfeinern von Pestos, Kräuterquarks, Kräuterbutter oder auch Frischkäse verwenden. Auch für Salate und Gemüsegerichte lässt es sich nutzen. Die Blüten verfeinern Smoothies und Tees. Außerdem machen sie auch als Deko für Desserts und Kuchen was her.
Verwendung in der Volksheilkunde
Die kleine Braunelle ist in der Volksheilkunde weitgehend in Vergessenheit geraten. Angewendet wurde sie vor allem bei Halsschmerzen, regional wird sie auch heute noch dagegen eingesetzt. Auch die gefürchtete Halsbräune, die Diphterie, versuchte man einst damit zu behandeln. Daher hat sie wohl auch ihren Namen. Tatsächlich besitzt sie eine antibiotische Wirkung, ob und wie gut sie jedoch gegen diese Infektionskrankheit wirklich geholfen hat, ist nicht belegt. Dafür ist mittlerweile belegt, dass sie eine echte Hilfe bei Herpesbläschen ist. Zurückzuführen ist das auf die Inhaltsstoffe:
- Gerbstoffe (Tannine)
- Flavonoide
- Triterpene
- Terpene
- Saponine
- Lignine
- Vitamine B, C, K
Dadurch wirkt sie:
- Entzündungshemmend
- Antibakteriell
- Antiviral
- Adstringierend
- Blutdrucksenkend
- Schmerzlindernd
- Immunmodulierend
- Wundheilungsfördernd
- Harntreibend
- Leberschonend
Das bekannteste Anwendungsgebiet liegt in der Behandlung von Halsschmerzen. Ob eine einfache Halsentzündung oder eine Angina. Die kleine Braunelle, kann als Tee getrunken, Linderung verschaffen. Allerdings gehört jede Angina unbedingt in ärztliche Behandlung!
Auch bei Fieberbläschen und Genitalherpes ist die Braunelle gut zu verwenden. Es gibt Untersuchungen, die die Wirksamkeit der kleinen Braunelle bei Herpesinfektionen belegen. Die Inhaltsstoffe der Pflanze hindern die Viren daran, die Wirtszellen zu infizieren. Eine Braunellensalbe kann hier also hilfreich sein.
Durch ihre harntreibende Wirkung schwemmt sie überschüssige Flüssigkeit aus dem Körper, was den Blutdruck senkt. Die blutdrucksenkende Wirkung wirkt sich so auch positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus. Außerdem unterstütz sie die Nierenfunktion.
Wer Probleme mit der Leber hat, sollte regelmäßig Braunellen-Tee trinken, oder noch besser, in sie in seine Ernährung einbauen. Denn die kleine Braunelle unterstützt die Leber bei der Entgiftung und stärkt ihre Funktion.
Durch ihre wundheilende und antibiotische Wirkung hilft sie auch bei der Wundheilung der Haut und beugt Entzündungen vor. Regelmäßig mit einem Braunellen-Sud die betroffene Stelle baden oder vorsichtig auswaschen. Auch Umschläge haben sich bewährt.
Die kleine Braunelle hat noch mehr Anwendungsgebiete. Auch bei Beschwerden des Verdauungssystems, zu starke Menstruation, Insektenstichen und zur Stimulierung des Immunsystems kann sie eingesetzt werden.
Auch wenn es einige vielversprechende Studien zur kleinen Braunelle gibt - auch bei Diabetes, HIV und Krebs - liegen keine offiziellen Empfehlungen oder Monographien vor.
Rezepte
Braunellenöl
Zutaten:
- 2 Hände voll Braunellenkraut mit Blüten
- 500 ml Olivenöl
- Das Kraut zerkleinern und in ein Glas geben
- Das Olivenöl drüber gießen
- Mit Gaze abdecken (nicht verschließen) 3 - 6 Wochen ziehen lassen
- Regelmäßig umrühren
- Das fertige Öl abfiltern und in dunkle und saubere Gläser füllen
Braunellensalbe
Zutaten:
- 60 g Braunellenöl
- 20 g Lanolin
- 6 g Kakobutter
- 6 g Bienenwachs
Zubereitung:
- In einem Wasserbad das Öl auf ca. 50 Grad erwärmen
- Lanolin, Kakaobutter und Bienenwachs zugeben und unter rühren zum Schmelzen bringen
- Die Masse in einen sauberen Salbentiegel füllen und kalt rühren